Psychiatrie 2020
Erwachsenenpsychiatrie (EP)
Die Messungen erheben die Beeinträchtigung der Patientinnen und Patienten durch körperliche und psychische Symptome (Symptombelastung) sowie den Anteil an Freiheitsbeschränkenden Massnahmen (FM).
Die Symptombelastung der Patientinnen und Patienten war 2019 bei Klinikeintritt höher als im Vergleichsjahr 2017. Während der psychiatrischen Behandlung reduzierte sich die Belastung in sämtlichen Kliniken. Der Anteil an Fällen mit mindestens einer FM stieg durch den Einschluss der Daten von drei Kliniken gegenüber dem Vergleichsjahr 2017 leicht an, bei weiterhin steigender Gesamtzahl der Fälle. Alle 96 Kliniken/Klinikstandorte nahmen 2019 an den Messungen teil.
2019 wurden erstmals die Resultate der Forensischen Psychiatrie publiziert. Die als vierter Kliniktyp der EP separat ausgewertete Gruppe umfasst Patientinnen und Patienten im Straf- oder Massnahmenvollzug. In diesem Kliniktyp erreichte der Anteil an Fällen mit mindestens einer FM 38,1%.
Zur Medienmitteilung
Kinder- und Jugendpsychiatrie (KJP)
Während der psychiatrischen Behandlung sank die Symptombelastung in sämtlichen Kliniken. Wie in der EP lag die Eintrittsbelastung auch in der KJP über dem Vergleichsjahr. Beim Anteil an Fällen mit mindestens einer FM wurde in der KJP trotz deutlich höherer Fallzahl ein leichter Rückgang verzeichnet. 2019 nahmen 32 Kliniken/Klinikstandorte an den Messungen teil.
Zur Medienmitteilung
Erhebung und Auswertung
Im Januar erhielten die Kliniken Zugriff auf das neue Dashboard «moniQ – Dashboard für Daten, Qualität und Monitoring in Spitälern» des Auswertungsinstituts w hoch 2. Über das Dashboard können die Institutionen ihre Daten selber hochladen und die Datenqualität auch unterjährig kontrollieren.
Qualitätsausschuss (QA)
QA Psychiatrie
Der QA tagte im Berichtsjahr physisch und digital insgesamt fünf Mal. An der Ganztagessitzung diskutierte er neben den Nationalen Vergleichsberichten 2019 verschiedene Weiterentwicklungen. Zusätzliche Auswertungen der bereits erhobenen Daten sollen in den nächsten Jahren einen Mehrwert für Kliniken und Partner des ANQ bringen. Gleichzeitig wird die Darstellung der Symptombelastung optimiert.
Im Auftrag des ANQ-Vorstands hat der QA die Arbeit am Pilotprojekt im klinikambulanten intermediären Bereich der Tageskliniken aufgenommen. Das Konzept zum Pilotprojekt erarbeitete der QA in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Gesellschaft für Psychiatrische und Psychotherapeutische Tageskliniken (SGPPT). Das Pilotprojekt will einheitliche Qualitätsmessungen entlang der Behandlungskette stationär–klinikambulant sicherstellen. Ziel ist die Abgabe von Empfehlungen für die Einführung nationaler Erhebungen zuhanden der ANQ-Partner.
Im Zuge der Covid-19-Pandemie beschloss der QA, die Codierung im Erfassungsinstrument FM anzupassen und mit «Isolation aus infektiologischen/somatischen Gründen» zu erweitern. Die Anpassung gilt ab 2021. Weil die Differenzierung 2020 noch nicht möglich war, ist coronabedingt mit höheren Fallzahlen bei den Isolationen zu rechnen.
Zwei langjährige Mitglieder traten im Berichtsjahr aus dem QA zurück: Prof. Yasser Khazaal vom CHUV Lausanne und Peter Hösly von der Klinik Kilchberg. Der ANQ-Vorstand wählte Dr. Christine Besse vom CHUV Lausanne zur Nachfolgerin von Prof. Khazaal. Nachfolger von Peter Hösly wurde Lazaridis Panagiotis von den UPD Bern. Er wurde als Vertreter der Verwaltungsdirektorinnen und -direktoren gewählt. Für den 2019 zurückgetretenen Prof. Achim Haug von der Clienia Gruppe rückte 2020 Prof. Dr. med. Stefan Kaiser vom HUG Genf nach.
Expertengruppen (EG)
EG Alterspsychiatrie
Die EG wurde 2020 neu konstituiert. Sie hat die Aufgabe, spezifische Grundlagen und Messkriterien für die Alterspsychiatrie zu erarbeiten. Ziel ist, die Qualitätsmessungen möglichst gut auf die Anforderungen der Alterspsychiatrie abzustimmen. Die EG verfasst ihre Empfehlungen zuhanden des QA Psychiatrie, der diese in seinen Anträgen an den ANQ-Vorstand berücksichtigen wird.
EG Patientenzufriedenheit Kinder- und Jugendpsychiatrie KJP
Die neu gebildete EG nahm ihre Arbeit im Juli auf. An zwei Videokonferenzen besprach sie die operative Durchführung der Befragung und klärte die noch offenen Punkte. Im Herbst fanden online zwei Infoveranstaltungen für Kliniken statt, die der ANQ gemeinsam mit Mitgliedern der EG und dem Messlogistikzentrum w hoch 2 plante und durchführte.
EGs Schulungen HoNOS, HoNOSCA, FM EP, FM KJP
Coronabedingt mussten die meisten Schulungen abgesagt werden. Aus diesem Grund nahm der ANQ die Entwicklung eines hybriden Schulungsangebots an die Hand. Dieses soll künftig sowohl eine digitale als auch eine physische Teilnahme ermöglichen. Das neue Konzept für die KJP-Schulungen entstand auf Anregung der Schweizerischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie (SGKJPP) und der Vereinigung Kinder- und Jugendpsychiatrischer Chefärzte und Chefärztinnen der Schweiz (VKJC).