Psychiatrie 2022
Erwachsenenpsychiatrie (EP)
Die im Oktober 2022 publizierten Messergebnisse des Datenjahrs 2021 bestätigten die Wirksamkeit von psychiatrischen Behandlungen und zeigten in allen Kliniken eine deutliche Abnahme der Symptombelastung zwischen Ein- und Austritt. Die Fallzahlen nahmen gegenüber dem Vorjahr stark zu. Der Anteil an Fällen mit mindestens einer Freiheitsbeschränkenden Massnahme (FM) stieg um 0,9 Prozentpunkte. Dieser Anstieg ist vor allem auf eine höhere Zahl betroffener Fälle an einzelnen grossen Standorten sowie die weiter verbesserte Datenqualität zurückzuführen. Da unfreiwillige Isolationen aus infektiologischen/somatischen Gründen ebenfalls in die FM-Daten einflossen, dürfte auch die Corona-Pandemie zum Anstieg beigetragen haben. Bei der Interpretation der FM-Ergebnisse ist generell zu beachten, dass diese Massnahmen im Kontext beurteilt werden müssen und eine geringe Anzahl nicht automatisch auf eine bessere Qualität hinweist.
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Kinder- und Jugendpsychiatrie (KJP)
Wie in der Erwachsenenpsychiatrie zeigten auch die Messergebnisse der Kinder- und Jugendpsychiatrie eine klare Verbesserung während der Behandlung: In allen Kliniken sank die Symptombelastung der Patientinnen und Patienten bis zu ihrem Klinikaustritt. Während die Eintrittswerte in der Selbstbewertung der Patientinnen und Patienten im Vergleich zum Vorjahr erneut anstiegen, gingen sie in der Fremdbewertung der Behandelnden leicht zurück. Sowohl in der Selbst- als auch in der Fremdbewertung wurde die Differenz zwischen Ein- und Austrittswert und damit die Symptomreduktion gegenüber dem Vorjahr kleiner. Im Unterschied zur Erwachsenenpsychiatrie sank der Anteil an Fällen mit mindestens einer FM gegenüber dem Vorjahr um 1,1 Prozentpunkte.
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Schulungen
Im Berichtsjahr befragte der ANQ die Psychiatrie-Professionals zu seinem Schulungsangebot. Gewünscht wurden mehr Online-Formate und Tutorials, die verstärkte Arbeit an Fallbeispielen, eine kürzere Schulungsdauer sowie klinikinterne Schulungen. Die Rückmeldungen fliessen in ein neues Konzept ein. Dieses hat zum Ziel, die Angebote attraktiver zu gestalten, die Zahl der Teilnehmenden zu erhöhen sowie eine regelmässige und praxisnahe Durchführung der Schulungen sicherzustellen. 2022 fanden insgesamt fünf Schulungen statt.
Pilotprojekt in der intermediären klinikambulanten Psychiatrie
21 Tageskliniken der Erwachsenen- sowie der Kinder- und Jugendpsychiatrie erhoben von August 2022 bis Ende Januar 2023 die Symptombelastung, die Lebensqualität und die Zufriedenheit ihrer Patientinnen und Patienten. Das Pilotprojekt hatte zum Ziel, Grundlagen für einheitliche und vergleichende Qualitätsmessungen entlang der Behandlungskette stationär – intermediär klinikambulant zu schaffen. Die Evaluation von Indikatoren und Messinstrumenten aus dem stationären Bereich hatte dabei Priorität. Der von der Schweizerischen Gesellschaft für Psychiatrische und Psychotherapeutische Tageskliniken SGPPT empfohlene Indikator Lebensqualität war ebenso eingeschlossen wie weitere Instrumente, die zum Teil bereits im tagesklinischen Setting im Einsatz sind. w hoch 2 war mit der Messlogistik, dem Support der beteiligten Institutionen sowie der Auswertung und Berichterstattung beauftragt. Der ANQ wird das Projekt 2023 auswerten und abschliessen.
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Qualitätsausschuss (QA)
QA Psychiatrie
Der QA traf sich zu fünf physisch und digital durchgeführten Sitzungen. Zentrale Themen waren die Nationalen Vergleichsberichte 2021 sowie diverse Weiterentwicklungen und Zusatzauswertungen. Zudem bestätigte der QA die Schaffung des Kliniktyps Alterspsychiatrie per Datenjahr 2023.
Dr. med. Alexandre Wullschleger vom HUG (Universitätsspital Genf) folgte im QA auf den zurückgetretenen Prof. Dr. med. Stefan Kaiser, der ebenfalls am HUG tätig ist.
Expertengruppen (EG)
EG Alterspsychiatrie
Die EG tagte zweimal online. Sie hat die Aufgabe, Grundlagen und Messkriterien für die Alterspsychiatrie zu erarbeiten und Empfehlungen zuhanden des QA Psychiatrie abzugeben. Im Berichtsjahr kam der QA der EG-Empfehlung nach, einen neuen Kliniktyp Alterspsychiatrie zu schaffen. Die EG lancierte zudem die Diskussion von möglichen (zusätzlichen) Indikatoren für die Alterspsychiatrie. Ziel ist, die Qualitätsmessungen besser auf die spezifischen Eigenheiten der Alterspsychiatrie auszurichten.
EG Strukturvariablen
Die EG traf sich zu einer Online-Sitzung. Im Zentrum stand das Zürcher Leistungsgruppen-Modell und der Abgleich des Modells mit den ANQ-Kliniktypen. Der Abgleich ergab, dass es nur wenige Anpassungen in den Grundlagendokumenten des ANQ braucht, damit das Leistungsmodell Zürich und die ANQ-Kliniktypen kompatibel sind. Die Anpassungen betreffen die Terminologie und erfolgen in Form von Fussnoten im «Auswertungskonzept Stationäre Psychiatrie Erwachsene» des ANQ.