Akutsomatik 2021
Postoperative Wundinfektionen
Die Resultate der Messperiode 2019/2020 zeigten, dass sich die positive Entwicklung der Wundinfektionsraten seit 2011 fortsetzt. Bei der überwiegenden Mehrheit der untersuchten Operationsarten gehen die Infektionsraten anhaltend zurück oder bleiben konstant. In der Enddarmchirurgie ist ein Aufwärtstrend feststellbar, während es bei Kaiserschnitten Anzeichen für eine mögliche Stabilisierung gibt. Erstmals wurden ausgewählte Ergebnisse in einer Infografik dargestellt.
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Zur Infografik
Aufgrund der hohen Belastung der Spitäler und Kliniken durch COVID-19 war die Messung bis Ende März sistiert. Da sich die Situation zum Ende des Berichtsjahrs wieder zuspitzte, musste die Messung ab 1. Dezember erneut ausgesetzt werden. Swissnoso und der ANQ verzichteten pandemiebedingt zum zweiten Mal in Folge auf die Durchführung ihres Symposiums.
Die im Vorjahr definierten Massnahmen zur Verschlankung und Anpassung der Messmethode traten am 1. Oktober in Kraft. Das neue digitale Tool reduziert den Aufwand der Spitäler und Kliniken für die Nachbefragung erheblich. Bei Eingriffen mit Implantat wird neu nur noch eine Nachbefragung durchgeführt. Auch gab es Anpassungen bei wählbaren Eingriffen. Zur Einführung in die angepasste Methode wurden zwei Online-Workshops durchgeführt.
Sturz & Dekubitus Erwachsene
Die Pandemie hatte Auswirkungen auf die Prävalenzmessung: Es war früh absehbar, dass die Pflege von COVID-19-Patientinnen und -Patienten die Spitäler und Kliniken zunehmend fordern würde. Da Vorbereitung und Organisation des Messtags sehr aufwändig und personalintensiv sind, wurde die Prävalenzmessung vom 9. November zur Entlastung der Institutionen abgesagt.
Im Berichtsjahr führte die Berner Fachhochschule BFH eine vertiefte Analyse der Messdaten 2011–2018 durch. Im Rahmen von zwei Masterarbeiten wurden die Sturz- und Dekubitus-Raten in Bezug auf Struktur und Prozesse analysiert. Es ist geplant, die Ergebnisse in einem internationalen Journal zu publizieren.
Rehospitalisationen
Anfang Oktober 2021 veröffentlichte der ANQ die Ergebnisse der Analysen der BFS-Daten 2019. Die Spitäler und Kliniken erhielten wiederum spezifische Zusatzauswertungen. Die beobachtete Gesamtrate der potenziell vermeidbaren Rehospitalisationen betrug 4,7% aller auswertbaren Austritte. Der erwartete Wert lag bei 4,5%. Insgesamt waren 31 Spitäler und Kliniken auffällig.
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Seit ihrer Einführung wurde die Methode SQLape kritisch kommentiert. Weil es trotz gezielter Massnahmen und Investitionen (z. B. in den SQLape-Monitor) nicht gelang, ihre Akzeptanz wesentlich zu steigern, prüft der ANQ nun eine Alternative. Ab BFS-Datenjahr 2020 kommt neu die Methode des Centers for Medicare & Medicaid Services (CMS-Methode) zum Einsatz, um die ungeplanten Wiedereintritte zu messen.
Implantatregister SIRIS Hüfte und Knie (SIRIS Hip & Knee)
Im Februar konnten erstmals die 2-Jahres-Revisionsraten für primäre Hüft- und Knieimplantationen transparent auf Spital-/Klinikebene publiziert werden. Dies war nach rund neun Jahren Datenerfassung ein wichtiger Meilenstein. Dank der guten Zusammenarbeit aller Beteiligten (SIRIS Scientific Advisory Board SSAB, Stiftung SIRIS, SwissRDL, swiss orthopaedics und EG SIRIS Hüfte und Knie) folgte am 7. Dezember bereits die zweite transparente Publikation der 2-Jahres-Revisionsraten. Gleichzeitig wurden der SIRIS Jahresbericht 2021 und eine Kurzfassung dazu veröffentlicht.
Zur Medienmitteilung vom 02.02.2021
Zur Medienmitteilung vom 07.12.2021
Im Herbst wurde das von SwissRDL vollständig überarbeitete Validierungskonzept verabschiedet und auf dem ANQ-Webportal aufgeschaltet. Dieses Konzept beschreibt, mit welchen Massnahmen eine hohe Datenqualität sichergestellt werden kann.
Zum Validierungskonzept
Implantatregister SIRIS Wirbelsäule (SIRIS Spine)
Seit Januar steht die Registerplattform von EUROSPINE zur Dateneingabe für das Implantatregister SIRIS Wirbelsäule bereit. Rund 90 Spitäler und Klinken erfassen seitdem die vorgeschriebenen Wirbelsäuleneingriffe.
Der SIRIS Stiftungsrat und der ANQ führten im Juni zusammen mit dem Registerbetreiber EUROSPINE eine Umfrage zum Implantatregister durch. Darin überprüften sie die Anwenderfreundlichkeit bei der Dateneingabe, den Benutzersupport sowie den Stand der Umsetzung der Registrierung in den Spitälern und Kliniken. Die Rückmeldungen wurden genutzt, um die Applikation und die Registrierungspraxis zu optimieren und die weiteren Ausbaustufen zu planen.
Im zweiten Halbjahr starteten die Vorbereitungsarbeiten für die nächste Ausbaustufe per 2022. Diese schreibt die verpflichtende Erfassung von zwei weiteren Wirbelsäuleneingriffen vor.
Informationen Registrierung und Ausbaustufen
Pilotprojekt in der spitalambulanten Akutsomatik
Im Berichtsjahr standen die Vorbereitungen für die spitalambulanten Pilotmessungen ab Frühling 2022 im Fokus. Die Arbeiten umfassten neben der Konzipierung auch Auftragsvergaben, die Rekrutierung von Pilotinstitutionen, die Festlegung von Indikatoren und Variablen sowie die Definition der Erhebungsprozesse. Im Rahmen des Pilotprojekts werden neun Spitäler und Kliniken bei zwei Eingriffen klinische Qualitätsindikatoren sowie PREMs und PROMs erfassen. Das Projekt hat zum Ziel, erste Erfahrungen mit Messungen im spitalambulanten Bereich und der langfristigen Outcome-Beurteilung durch Patientinnen und Patienten zu sammeln. Für die Messlogistik arbeitet der ANQ mit der Heartbeat Medical Solutions GmbH zusammen, für die Auswertung und Berichterstattung mit der Basel Academy. Ein Expertengremium mit Vertretungen aus den Pilotspitälern und -kliniken begleitet die Pilotphase und stellt die Umsetzung der Messungen im klinischen Alltag sicher.
Zum Pilotprojekt
Qualitätsausschüsse (QA)
QA Akutsomatik
Im Berichtsjahr wurde der Arbeitsauftrag 2021–2023 des QA Akutsomatik aktualisiert und dem ANQ-Vorstand zur Verabschiedung unterbreitet. Das Gremium traf sich zu vier Sitzungen. Schwerpunkte bildeten der Arbeitsauftrag an die EG SIRIS Hüfte und Knie, das Validierungskonzept SIRIS Hüfte und Knie und ein erster Entwurf des Auswertungskonzepts SIRIS Wirbelsäule. Bei der Wundinfektionsmessung Swissnoso stand die Evaluation der Berichtsstruktur des Nationalen Vergleichsberichts an. Für die Messung der Rehospitalisationen wurde nach über zehn Jahren eine methodische Änderung vorbereitet. Das Gremium konnte sich über den geplanten Methodenwechsel ein Bild machen und unterstützte diesen. Der QA diskutierte zudem einen Antrag der Stiftung SIRIS zur Umsetzung eines nationalen Registers für Schulterimplantate und gab eine entsprechende Empfehlung an den Vorstand ab.
Mit PD Dr. med. Timo Ecker vom CHUV Lausanne und Dr. med. Julien Hämmerli vom HUG Genf konnten zwei Experten aus der Westschweiz für das Gremium gewonnen werden, die sich durch ihre klinische Tätigkeit und einen direkten Bezug zu Registern auszeichnen.
QA Prävalenzmessung
Der Arbeitsauftrag 2021–2022 des QA Prävalenzmessung wurde zuhanden des ANQ-Vorstands aktualisiert. Der QA traf sich zu drei Sitzungen, ursprünglich waren vier geplant. Die Fachexpertinnen und -experten beschäftigten sich mit den Vorbereitungen des Messtags vom 9. November, gaben Inputs zur Durchführung der Schulungen und waren in die Mehrjahresanalyse der Sturz- und Dekubitus-Daten 2011–2018 involviert, um die Erkenntnisse für den klinischen Alltag zu würdigen. Die Frage, ob die Messung trotz Pandemie stattfinden soll, wurde intensiv diskutiert. Die Routine der Spitäler und Kliniken im Umgang mit an COVID-19 Erkrankten war ein Argument, das für die Durchführung gesprochen hätte. Gegen die Durchführung sprach die hohe Belastung der Spitäler und Kliniken und die Tatsache, dass die Messung die Institutionen zusätzlich stark in Anspruch genommen hätte. Dieses Argument gab schliesslich den Ausschlag für die Absage der Messung.
QA SQLape
Von den vier geplanten Sitzungen wurden drei durchgeführt. Hauptthema der ersten Sitzung war die transparente Publikation der Ergebnisse der BFS-Daten 2019. In der zweiten und dritten Sitzung beschäftigte sich der QA SQLape vor allem mit der Messmethode. Der QA unterstützte den Methodenwechsel und trug mit seiner Fachexpertise wesentlich zur Entscheidung bei, die ungeplanten Spitalwiedereintritte künftig gemäss der CMS-Methode zu messen. Um eine optimale Einführung der angepassten Methode zu ermöglichen, beantragte der QA dem Vorstand, auf die transparente Publikation der Ergebnisse des BFS-Datenjahrs 2020 zu verzichten. Dieser Antrag wurde genehmigt.
Expertengruppe (EG)
EG Implantatregister SIRIS Hüfte und Knie
Die EG Implantatregister SIRIS Hüfte und Knie hat die Funktion eines Sounding Boards für das SIRIS Scientific Advisory Board SSAB. 2021 traf sie sich zu vier Sitzungen. Zentrale Themen waren die Datenanalyse und die Erstellung und Publikation des SIRIS Jahresberichts 2021. Die EG diskutierte und verabschiedete die Kurzfassung zum Jahresbericht, die Medienmitteilung sowie das vollständig überarbeitete Validierungskonzept.
Neu nahmen mit Prof. Dr. med. Moritz Tannast vom Hôpital Fribourgeois (HFR) und Dr. med. Hermes Miozzari vom HUG Genf zwei Vertreter des Vorstands von swiss orthopaedics in der EG Einsitz. Dies vereinfacht und optimiert die Transparenz und den Informationsfluss zwischen den Organisationen.