Akutsomatik 2023
Postoperative Wundinfektionen
Die positive Entwicklung der Wundinfektionsraten seit 2011 setzte sich auch in der Messperiode 2021/2022 fort. Dies zeigten die im Berichtsjahr publizierten Messergebnisse. Bei der überwiegenden Mehrheit der untersuchten Operationsarten gingen die Infektionsraten anhaltend zurück oder blieben konstant. Im zeitlichen Verlauf ist in der Rektumchirurgie, bei Kaiserschnitten und bei Gebärmutterentfernungen eine signifikante Zunahme zu beobachten.
Der Nationale Vergleichsbericht legte erstmals den Fokus auf ein Schwerpunktthema: die Antibiotikaprophylaxe bei Kaiserschnitt. Prof. em. Dr. med. Irene Hösli, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe, beleuchtete den Zeitpunkt der präventiven Antibiotikagabe und kam zum Schluss, dass diese weiterhin vor der Operation erfolgen sollte.
Zum ersten Mal wurden Wundinfektionen nach arterieller Gefässchirurgie an den unteren Extremitäten (vascular surgery of the lower limbs, VASCAMI) erfasst. Die hohen Infektionsraten verdeutlichen, wie wichtig die systematische Überwachung dieses Eingriffs ist. Hernien und Spondylodesen werden seit Oktober 2021 nicht mehr erfasst.
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Im Mai fand das vom ANQ mitorganisierte Swissnoso Symposium am Inselspital in Bern statt. Die über 180 Teilnehmenden schätzten den persönlichen Austausch und gaben positive Rückmeldungen zum Programm.
Zu den Präsentationen
Sturz & Dekubitus Erwachsene
Am 12. September veröffentlichte der ANQ die Ergebnisse der Prävalenzmessung vom 8. November 2022. Nach einem pandemiebedingten zweijährigen Messunterbruch wiesen die Dekubitus-Gesamtrate, die Sturzrate und die Verletzungsrate nach Stürzen höhere Werte auf. Die transparente Publikation auf dem ANQ-Webportal wurde von eine Medienmitteilung und einer Infografik begleitet.
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Die Messung der Prävalenz von Sturz und Dekubitus wurde per 2023 sistiert. Der ANQ investiert in die Weiterentwicklung der Messung und hat sich zum Ziel gesetzt, die beiden Indikatoren künftig mithilfe von klinischen Routinedaten aus den Klinikinformationssystemen zu erfassen. Dafür vergab der ANQ einen Projektauftrag an die Berner Fachhochschule (BFH). Im Rahmen der Vorarbeiten wurden 2023 Fragen zum Datenschutz, zur Datengrundlage und zur technischen Umsetzung (Datentransfer, Datenaufbereitung, Dashboard) geklärt. Der Abschlussbericht zu dieser ersten Projektphase sollte bis März 2024 vorliegen.
Zur Weiterentwicklung der Messung
Ungeplante Rehospitalisationen – CH-Methode
Ende April erhielten die Spitäler und Kliniken über das Ergebnisdashboard Qlize! Einblick in die Auswertung der BFS-Daten 2021. Am 10. Oktober publizierte der ANQ die Ergebnisse transparent auf dem Webportal und kommunizierte sie in einer Medienmitteilung. Schweizweit lag die Rehospitalisationsrate über alle 170 Akutspitäler und -kliniken und über alle Patientengruppen hinweg bei 6,13%.
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Der Wechsel der Auswertungsmethode machte Anpassungen am Auswertungs- und am Publikationskonzept nötig. Die Vernehmlassung bei den Partnern dauerte von Juli bis September. Beide Konzepte wurden genehmigt und mit minimalen Anpassungen Ende September auf dem ANQ-Webportal publiziert.
Implantatregister SIRIS Hüfte und Knie
Im Dezember publizierte der ANQ die 2-Jahres-Revisionsraten der Berichtsperiode 2017–2020 für primäre Hüft- und Knieimplantationen transparent auf dem Webportal. Der Anteil an Folgeeingriffen innert zwei Jahren nahm tendenziell ab: Werden die 2-Jahres-Revisionsraten aller Hüft- und Knie-Totalprothesen unabhängig von der Diagnose über die Zeit miteinander verglichen, zeigt sich sowohl bei den Hüft- als auch bei den Knie-Totalprothesen ein sinkender Trend seit 2015.
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Zum SIRIS Jahresbericht 2023 (auf Englisch)
Die SIRIS Stiftung entschied, in der Hüft- und Knieprothetik schweizweit PROMs einzuführen und beauftragte SwissRDL mit der Konzepterarbeitung. Im September erhielten der Qualitätsausschuss (QA) Akutsomatik und die Geschäftsstelle das Konzept zur Prüfung. In einer schriftlichen Stellungnahme an die SIRIS Stiftung wiesen sie auf noch zu klärende Aspekte und kritische Punkte hin.
Implantatregister SIRIS Wirbelsäule (SIRIS Spine)
Wie beim Implantatregister SIRIS Hüfte und Knie erhalten die Spitäler und Kliniken seit 2023 deskriptive Quartalsberichte zu den registrierten Wirbelsäuleneingriffen. Diese geben erste Hinweise zu den Eingriffen und einen Überblick über die Datenqualität.
Von Februar bis Juni testeten 13 Spitäler und Kliniken in einer Pilotphase die ePROMs-Applikation in SIRIS Wirbelsäule und die damit verbundenen Prozesse. Die Erkenntnisse aus der Pilotphase wurden genutzt, um die Applikation sowie die Anwenderdokumentation zu optimieren. Die Einführung der ePROMs erfolgte im Frühling 2024 vorerst auf freiwilliger Basis.
Weitere Informationen
Erweiterung des Messplans Akutsomatik mit ausgewählten Qualitätsindikatoren aus Routinedaten der Medizinischen Statistik
Im Berichtsjahr nahm der ANQ erste Abklärungen für die Erweiterung des Messplans mit Patient Safety Indicators (PSI) und Mortalitätsraten basierend auf Routinedaten aus der Medizinischen Statistik MedStat vor. Vorgesehen war, in Zusammenarbeit mit einer Expertengruppe ausgewählte Qualitätsindikatoren zu Komplikationen und Sterbefällen während des Spitalaufenthalts aus dem PSI-Set der Agency for Healthcare Research and Quality (AHRQ) sowie ausgewählte Mortalitätsraten des Swiss Inpatient Quality Indicators (CH-IQI) zu bestimmen. Gestützt auf eine Probeauswertung sollte anschliessend mit den Expertinnen und Experten aus den Spitälern und Kliniken geprüft werden, welche Indikatoren sich am besten für die Qualitätsentwicklung eignen.
Der Vorstand unterstützte dieses Vorhaben und stellte den Parteien des Nationalen Qualitätsvertrags ANQ 2011 im Juni einen Antrag auf die entsprechende Erweiterung des ANQ-Messplans. Die Kantone, vertreten durch die Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK), curafutura sowie die Medizinaltarif-Kommission UVG (MTK), die SUVA und das Bundesamt für Sozialversicherungen BSV genehmigten den Antrag. santésuisse und H+ Die Spitäler der Schweiz lehnten ihn ab. Beide Verbände befürworten zwar die Nutzung von Routinedaten, knüpfen eine Zustimmung aber an bestimmte Voraussetzungen. Der ANQ nahm die Rückmeldungen auf und prüft das weitere Vorgehen.
Für die Konzipierung der neuen Qualitätsindikatoren aus Routinedaten beantragte der ANQ im August Finanzhilfe bei der Eidgenössischen Qualitätskommission (EQK). Im Dezember informierte die EQK über ihren ablehnenden Entscheid.
Pilotprojekt in der spitalambulanten Akutsomatik
Im Rahmen des Projekts führten acht Spitäler und Kliniken im spitalambulanten Setting Pilotmessungen durch. Die Erhebungen umfassten klinische Qualitätsindikatoren sowie PREMs und PROMs bei Kniearthroskopie und einseitiger Leistenhernie. Um über genügend Daten zu verfügen, wurden die Messungen von sechs auf zehn Monate bis Ende Februar 2023 verlängert.
Das Berichtsjahr stand im Zeichen der Auswertungen. Die Pilotspitäler und -kliniken wurden im Herbst über die Messergebnisse informiert und erhielten Ende Jahr einen übergreifenden Vergleichsbericht sowie spital-/klinikindividuelle Berichte. Das Pilotprojekt erlaubte es, erste Erfahrungen mit Messungen im spitalambulanten Bereich und mit der langfristigen Outcome-Beurteilung durch Patientinnen und Patienten zu sammeln. Wie bei Pilotprojekten üblich, verzichtet der ANQ auf die Publikation von Daten. Den Schlussbericht wird der ANQ im Jahr 2024 – nach dem Entscheid des Vorstands zum weiteren Vorgehen – veröffentlichen. Für die Messlogistik arbeitete der ANQ mit Heartbeat Medical Solutions GmbH zusammen, für die Auswertung und Berichterstattung mit der Basel Academy for Quality and Research in Medicine.
Zum Pilotprojekt
Qualitätsausschüsse (QA)
QA Akutsomatik
Der QA traf sich im Berichtsjahr zu drei Sitzungen. Er behandelte verschiedene Fragestellungen zur Wundinfektionsmessung und verabschiedete den überarbeiteten Nationalen Vergleichsbericht. Zuhanden der SIRIS Stiftung nahm er Stellung zur PROMs-Einführung im Implantatregister SIRIS Hüfte und Knie. Weiter verabschiedete er die Kurzfassung des SIRIS Jahresberichts 2023. Der QA stimmte zudem dem Antrag zur Erweiterung des Messplans mit Qualitätsindikatoren (Patient Safety Indicators und Mortalitätsraten) aus Routinedaten zu.
Franziska Berger (Spital Lachen AG) trat per Ende Jahr aus dem QA zurück. Sie engagierte sich seit Februar 2012 im QA und gestaltete wichtige Entwicklungen tatkräftig mit.
QA Sturz und Dekubitus
2023 hat sich der QA zu einer Sitzung getroffen. Dabei stand die Klärung von fachlichen Fragen zur zukünftigen Sturz- und Dekubitus-Messung im Fokus.
Im Berichtsjahr trat Helen Guggisberg (Hirslandengruppe) dem Gremium bei.
QA Rehospitalisationen
An vier Sitzungen befasste sich der QA mit den Auswertungsergebnissen der BFS-Daten 2021 und dem ersten nationalen Vergleichsbericht nach neuer Methode (Ungeplante Rehospitalisationen – CH-Methode). Weiter war der QA in die Erarbeitung des Publikationskonzepts involviert und brachte seine Fachexpertise in die grafische Ergebnisdarstellung auf dem ANQ-Webportal ein. Nach den ersten Erfahrungen mit Qlize! arbeitete der QA zudem an der Weiterentwicklung und Optimierung des Ergebnisdashboards mit.
Expertengruppe (EG)
EG Implantatregister SIRIS Hüfte und Knie
Die EG traf sich zu vier Sitzungen. Sie befasste sich intensiv mit dem SIRIS Jahresbericht 2023, behandelte die Vorschläge des SIRIS Scientific Advisory Boards (SSAB) zu den Schwerpunktthemen und diskutierte die Analyseergebnisse. Zudem verabschiedete die EG die Kurzfassung des Jahresberichts. Die Sitzungen wurden insbesondere auch für den Informationsaustausch über die laufenden Aktivitäten des SIRIS Stiftungsrats, von swiss orthopaedics, des SSAB sowie des ANQ genutzt.