12.09.2023
Schweizer Akutspitäler weisen für 2022 höhere Dekubitus- und Sturzraten aus
Nach einer pandemiebedingten zweijährigen Unterbrechung führten die Schweizer Akutspitäler im November 2022 wieder eine Qualitätsmessung zu Dekubitus (Wundliegen) und Stürzen während eines Spitalaufenthalts durch. Heute publizierte der Nationale Verein für Qualitätsentwicklung in Spitälern und Kliniken (ANQ) die Messergebnisse.
Am nationalen Messtag vom 8. November 2022 dokumentierten 25 Spitalgruppen und 116 Einzelspitäler, ob ihre Patientinnen und Patienten an einem im Spital erworbenen Dekubitus (Wundliegen) litten oder ob sie während des Spitalaufenthalts gestürzt waren. Insgesamt 12‘460 Patientinnen und Patienten stimmten zu, sich an der Prävalenzmessung zu beteiligen. Die Teilnehmenden waren knapp zur Hälfte weiblich, im Durchschnitt 68,5 Jahre alt und bis zum Messtag durchschnittlich 7,3 Tage hospitalisiert. Die ausgewerteten und heute vom ANQ publizierten Dekubitus- und Sturzraten geben den Akutspitälern wichtige Anhaltspunkte für die laufende Verbesserung ihrer Pflegequalität.
Dekubitusraten seit letzter Messung gestiegen
Gemäss Messvorgaben des ANQ erfassen die Akutspitäler Dekubitus in sechs Schweregraden, von der Kategorie 1 (oberflächliche Hautschädigung) bis zur Kategorie 6 (schwere Gewebeschädigung). Die 2022 erhobene Dekubitus-Gesamtrate betrug über alle Kategorien hinweg 5.2%. Die Rate für Dekubitus ab Kategorie 2 erreichte 2.3%. Beide Raten waren somit höher als bei der letzten Messung im Vor-Corona-Jahr 2019.
Beim nationalen Ergebnisvergleich wiesen sieben Spitäler eine signifikant höhere Rate für Dekubitus der Kategorie 1 aus als erwartet (2019: 14 Spitäler). Ein Spital lag signifikant unter dem erwarteten Wert (2019: zwei Spitäler). Beim Dekubitus ab Kategorie 2 gab es zwei Spitäler, die risikoadjustiert über dem Durchschnitt aller Spitäler lagen (2019: keine Abweichungen vom Durchschnitt). Im internationalen Vergleich schnitten die Schweizer Spitäler trotz höherer Raten erneut gut ab, ihre Raten lagen nach wie vor im unteren Bereich.
Höhere Sturzquote
Die Sturzrate im Spital erreichte mit 4,6% den höchsten Wert seit Messbeginn 2011. Die Gesamtverletzungsrate nach einem Sturz war mit 35,2% ebenfalls höher als bei den drei letzten Messungen.
Im nationalen Ergebnisvergleich wies ein Spital eine signifikant tiefere Sturzrate aus als erwartet (2019: ein Spital mit höherer Rate). Im internationalen Vergleich sind die Schweizer Raten im unteren bis mittleren Bereich angesiedelt.
Messunterbruch könnte Dekubitus- und Sturzraten beeinflusst haben
Aufgrund der Covid-19-Pandemie musste die Messung Sturz und Dekubitus in den Jahren 2020 und 2021 sistiert werden. Der Schluss liegt nahe, dass dieser Unterbruch einen Einfluss auf die Entwicklung der beiden Qualitätsindikatoren hatte. So ist denkbar, dass strukturelle Veränderungen – z.B. eine veränderte Personalsituation respektive der verschärfte Fachkräftemangel – zu den höheren Raten führten. Die genauen Ursachen der Erhöhung lassen sich anhand der vorliegenden Daten nicht eruieren. Die Auswertungen weisen darauf hin, dass sich die Pflegequalität hinsichtlich Sturz und Dekubitus nicht nur in einzelnen Institutionen verändert hat, sondern auf nationaler Ebene über alle Spitäler hinweg.
Nationaler Mehrjahresvergleich
Für Spital-/Klinikranglisten ungeeignet
Aus den ANQ-Messergebnissen lassen sich keine seriösen Ranglisten ableiten. Jedes Ergebnis bildet nur einen Qualitätsaspekt ab und sagt nichts über die Gesamtqualität eines Spitals/einer Klinik aus. Aus den Ergebnissen mehrerer ANQ-Messungen erstellte Rankings sind ebenfalls nicht vertretbar.
Online-Grafiken Messergebnisse (ANQ-Webportal)
Sturz und Dekubitus